Mental fit in die Zukunft
Bei Veranstaltung zum „Tag der seelischen Gesundheit“ waren Skiflieger Sven Hannawald und Chefarzt Prof. Unterecker zu Gast
Zuversicht entwickeln, psychisch stabil bleiben und mit einem positiven Blick in die Zukunft schauen – das fällt vielen Menschen schwer. Wie kann man mental fit in die Zukunft gehen? Dieser Frage ging eine Veranstaltung zum „Tag der seelischen Gesundheit“ auf den Grund, zu der die GesundheitsregionPLUS Bamberg gemeinsam mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, der AOK Bamberg, der Sozialstiftung und der Volkshochschule Bamberg-Land eingeladen hatte. Ein Vortrag und ein Gespräch mit dem Chefarzt der Bamberger Klinik am Michelsberg, Prof. Dr. Stefan Unterecker, und dem Spitzensportler Sven Hannawald warfen einen Blick auf das Thema psychische Gesundheit. Der ehemalige Skispringer hatte sein Burnout und den anschließenden Kampf zurück ins Leben öffentlich gemacht. Heute ist er das Gesicht der AOK-Kampagne „Seelenstark“.
Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist in den letzten zehn Jahren drastisch gestiegen. Tobias Haase von der AOK sprach von 42 Prozent. Ähnliches diagnostizierte der Chefarzt des Klinikums am Michelsberg, Stefan Unterecker. Er verwies auf Untersuchungen, nach denen heute viermal mehr Menschen wegen einer psychischen Erkrankung krankgeschrieben werden als zur Jahrtausendwende. Es sei die häufigste Ursache für eine vorzeitige Berentung. Dabei gehe es häufig um Ängste, um alkoholbedingte oder depressive Erkrankungen.
Seelisches Leiden sei oft nicht erkennbar. Es habe körperliche Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, könne auch in Demenz übergehen, sei aber auch Ursache für Suizide. Nach Angabe des Mediziners erkrankten Menschen oft schon früh in ihrem Leben. Dies zeige sich in Ängsten, Zwängen oder auch in Essstörungen. Deshalb sei es notwendig, Kinder und Jugendliche schon früh in den Blick zu nehmen.
Unterecker sprach über mögliche Ursachen einer psychischen Erkrankung und verwies auf die Bedeutung präventiven Handelns. Es sei wichtig, die eigene Widerstandskraft zu stärken.
Auch Sven Hannawald, Skiflugweltmeister, Olympiasieger und Gewinner der Vierschanzentournee musste erst wieder zu sich selbst finden. Eine Dokumentation, die bei der Veranstaltung gezeigt wurde, berichtet über sein Sportlerleben und sein Burnout.
In der Diskussion, die von Jonas Ochs und Martina Baumeister moderiert wurde, sagte er über sich selbst, dass er aus seinem Arbeitswahn irgendwann nicht mehr herausgefunden habe: „Ich konnte es nicht zulassen, mich rauszunehmen.“ Nach den sportlichen Erfolgen machten Körper und Psyche nicht mehr mit. Ein Aufenthalt in einer Klinik folgte. „Dort habe ich gelernt, mir wieder Luft zu geben“, sagte Hannawald und „Irgendwann konnte ich zurückschrauben und das Thema Skispringen außen vor lassen.“
Eine Behandlung sei in der Regel von längerer Dauer, weiß Chefarzt Unterecker aus der Erfahrung mit seinen Patienten. „Es ist Schwerstarbeit.“ „Ich habe gelernt, mich bei Bedarf zurückzunehmen, aber trotzdem noch ich selbst zu bleiben“, blickt Hannawald zurück.
Heute will der ehemalige Profisportler möglichst viele Menschen auf das Problem psychischer Erkrankungen aufmerksam zu machen. Er hat ein Buch geschrieben und ist Gesicht der AOK-Kampagne „Seelenstark“. Er arbeitet auch als Kommentator in Sportsendungen des Fernsehens und ist als Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt betriebliche Gesundheit und Sportsponsoring unterwegs. Seine Familie unterstützt ihn und gibt Halt. Sich Zeit nehmen für Familie, Partnerschaft und Freundschaften sei das Allerwichtigste, sagt eine Ärztin im Dokumentarfilm.
Chefarzt Dr. Unterecker wies darauf hin, wie wichtig es ist, sich zu öffnen, Angehörige oder auch den Hausarzt als Vertrauenspersonen einzubeziehen. Er nannte weitere Anlaufstellen wie den Sozialpsychiatrischen Dienst oder andere Krisendienste. Das große Interesse an der Veranstaltung ist für Matthias Wiechert, den Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, ein Zeichen, wie wichtig es ist , über das oft tabubehaftete Thema miteinander ins Gespräch zu kommen.
Text und Fotos: C. Dillig
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Leitung: Matthias Wiechert
Martina Baumeister und Jonas Ochs (2.v.r.) mit den Gesprächsteilnehmern Prof. Dr. Stefan Unterecker (2.v.l.) und Skifluglegende Sven Hannawald (Mitte) sowie dem Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, Matthias Wiechert.