Notruf

Sich im Unternehmen sichtbar machen

Buchautorin und Führungskraft Mirijam Trunk forderte zum Weltfrauentag mehr Selbstbewusstsein

„Sei gut und rede darüber!“ Mit diesen Worten wandte sich Mirijam Trunk an die Frauen, die anlässlich des Weltfrauentages zu einer Lesung in den Eventspace der Lagarde-Kaserne gekommen waren. Trunk, eine gebürtige Bambergerin, ist eine der jüngsten Führungskräfte Deutschlands. Sie zeigt in ihrem Buch, welche beruflichen Hürden es gibt, die es schwierig machen zum verdienten Erfolg zu gelangen. Die Gleichstellungsstellen von Stadt und Landkreis Bamberg hatten in Kooperation mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) zu der Veranstaltung eingeladen.

Dass viele Frauen in ihrer Karriere ausgebremst werden, dass Frauen schon in den ersten fünf Berufsjahren auf Hindernisse treffen, die ihre männlichen Kollegen nicht überwinden müssen, das lernte die Buchautorin in ihrer erst jungen Karriere bereits kennen. Mit 27 Jahren hatte sie in der Medienbranche ihre erste Führungsposition inne. Doch um sie herum agierten ausschließlich Männer. Es seien vor allem strukturelle Hürden, bestimmte traditionelle Denkmuster und Prägungen, die einen Aufstieg an die Spitze von Unternehmen erschwerten. Dies beschreibt sie in ihrem Buch „Dinge, die ich am Anfang meiner Karriere gerne gewusst hätte“. In Gesprächen mit 15 Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Politik und Kultur verfestigten sich ihre Erkenntnisse. Allein schon die Sprache schaffe Unterschiede. Wo energische Frauen als „nervig“ oder „schwierig“ betrachtet würden, seien ähnlich handelnde Männer „durchsetzungsstark“. Man spiele im Berufsleben eine Rolle, habe eine Position. Dies bedeute auch, dass es Konflikte gibt. „Man muss nicht mit jedem gut Freund sein“. Es gelte zwischen der Sach- und der persönlichen Ebene zu unterscheiden.

Frauen in Leitungsfunktionen werden, so die Bambergerin, härter beurteilt als Männer. Und sie würden häufig nicht als Entscheider, sondern als zuarbeitender Mitarbeiter gesehen. Daher sei es umso notwendiger, sichtbar zu werden und sich etwas zuzutrauen. Man dürfe zugeben, viel geleistet zu haben und dies auch im Führungsteam deutlich machen. Macht auszuüben sei in Ordnung, denn: „Wenn wir ernsthaft Chancengleichheit in Positionen relevanter Mitbestimmung haben wollen, müssen Frauen Macht als etwas Erstrebenswertes definieren. Etwas, für das es sich lohnt, sich wie in einem Computerspiel von Level zu Level zu kämpfen“, zitierte Trunk aus ihrem Buch. Dazu gehöre es, Netzwerke zu bilden und sich nach Mentoren umzuschauen.

Zahlreiche weitere Fragen, etwa zur Bedeutung von Frauenquoten in Unternehmen, zur Vereinbarkeit von Familie und Karriere oder zum Bildungssystem wurden von den Teilnehmenden angesprochen.

Mirijam Trunk leitet seit 2022 im Führungsteam von RTL Deutschland die Bereiche Crossmedia und Nachhaltigkeit.

Christiane Dillig

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