JUGEND MIGRATIONS DIENSTE

Zeitzeugengespräch und Fahrt nach Dachau in die KZ-Gedenkstätte mit der Ritter-von-Traitteur-Mittelschule Forchheim

Im Dezember 2022 hatten die 9. und 10. Klassen der Ritter-von-Traitteur-Mittelschule die Möglichkeit einen Holocaust-Überlebenden zu treffen und mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Herr Ernst O. Krakenberger aus Nürnberg nahm sich die Zeit die Schüler*innen in Forchheim zu besuchen. Herr Krakenberger wurde 1940 in den Niederlanden geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte. Seine Eltern waren jüdischer Abstammung und ein Jahr zuvor in die Niederlande geflohen und emigriert. Als jedoch eine Deportation durch die Deutschen bevorstand, versteckten sie ihren zweijährigen Sohn bei einer befreundeten Familie: Familie Stockmann.

Dort lebte Herr Krakenberger drei Jahre lang und sah seine Eltern erst Ende des Krieges im Jahr 

1945 wieder. Seine Eltern hatten während dieser Zeit keinen Kontakt zu ihrem Sohn und wussten nur durch ein Foto, versteckt in einem Laib Brot und eingeschleust durch einen bestochenen SS-Mann, wie er aussah. Die Eltern von Herrn Krakenberger haben vier Konzentrationslager überlebt. Allerdings wurden viele nahestehende Verwandte, zwei auf Seiten des Vaters und mehrere auf Seiten der Mutter, in Konzentrationslagern ermordet.

Während der Zeit bei Familie Stockmann mussten auch diese sich mit dem jungen Herrn Krakenberger immer wieder verstecken und Unterschlupf bei Bekannten suchen. Als der Krieg vorbei war, tauchten, nach vielen Wochen des Bangens, die Eltern von Herrn Krakenberger bei Familie Stockmann wieder auf, sodass die kleine Familie endlich wieder vereint war.

Mit einem Brief von seiner Ziehschwester zu seinem 50. Geburtstag konnten diese und viele weitere Erlebnisse und Erinnerungen aus der Zeit bei Familie Stockmann schriftlich festgehalten werden. Herr Krakenberger las den Brief den Schüler*innen vor und erzählte noch von seinem weiteren Leben in Nürnberg, wie er bspw. in die Hopfenhandelsfirma der Familien Krakenberger und zwei weiterer Familien (deutsch-schweizerisch und deutsch-amerikanisch), eingestiegen ist.

Die Schüler*innen konnten zum Schluss ihre Fragen stellen und Herr Krakenberger beantwortete jede einzelne mit viel Offenheit und Geduld. Für die Schüler*innen, sowie für die Lehrkräfte und auch für den Respekt Coach war es eine sehr spannende und emotionale Begegnung.

Zwei Tage nach dem Zeitzeugengespräch fuhren die Schüler*innen mit Lehrkräften und Respekt Coach nach Dachau in die KZ-Gedenkstätte.

Durch geführte Rundgänge mit Referent*innen des Vereines für internationale Jugendbegegnungen in Dachau und des Josef-Effner-Gymnasiums erhielten die Klassen einen wirkungsvollen Eindruck von den Gebäuden des ehemaligen Konzentrationslagers. Das Wetter an diesem Tag machte die Besichtigung des Außengeländes zu einem besonders intensiven Erlebnis.

Wissbegierig stellten die Schüler*innen viele Fragen und nahmen gebannt das Wissen der Referent*innen auf. Mit einer viel zu kurzen Besichtigung der umfangreichen Ausstellung zum ehemaligen Lagergefängnis endete der Tag in der KZ-Gedenkstätte in Dachau.

Mit der Besichtigung der Gedenkstätte wurde nochmal bewusst, wie wichtig es ist, nicht nur an die Gräueltaten während der NS-Zeit zu erinnern, sondern auch den Opfern des Holocausts zu gedenken. Genauso bedarf es genug Raum für Begegnungen, Konfrontationen, Fragen und Gespräche, damit das Zitat von Elie Wiesel „Nie wieder!“ im alltäglichen Leben einen Nachhall findet.

Fotos: Respekt Coach Frau Svenja Debelius

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