Second Stage

Hilfe auf dem Weg zum neuen Zuhause

Second Stage Projekt unterstützt Frauen aus Frauenhaus, Notruf und Interventionsstelle

Für Frauen aus dem Frauenhaus stellt die Wohnungsfindung oft eine große Hürde dar. Hilfe verspricht nun ein neues Projekt, das beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Bamberg angesiedelt ist. Im Rahmen von „Second Stage – Mein Start up“ sollen gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder beim Übergang vom Frauenhaus in ein neues Zuhause unterstützt werden. Zum Start des Projektes fand kürzlich eine Auftaktveranstaltung statt, zu der auch Netzwerk- und Kooperationspartner eingeladen waren.

Ein wesentliches Ziel zur Sicherung ihrer Zukunft ist für die von Gewalt bedrohten Frauen, eine Wohnung zu finden. Doch viele tun sich schwer damit, gerade auch, wenn sie mehrere Kinder haben oder einen Migrationshintergrund. Die Leiterin des Frauenhauses, Bettina Hainke, und die Beraterinnen Songül Gerhardt und Anne Kampling haben dank des neuen Projekts nun mehr Zeit, ihnen unter die Arme zu greifen. Sie helfen, wenn es etwa um Inserate in den Zeitungen geht, bei der Anmeldung bei einer Wohnbaugesellschaft, sie bereiten auf Wohnungsbesichtigungen vor, helfen beim Umzug. Zugleich leisten sie psychosoziale Unterstützung. „Wir wollen unsere Klientinnen ermutigen, denn sie sollen ihre neue Situation gefestigt und sicher meistern“, sagen Gerhardt und Kampling.

Nach Auskunft der Projektleitung Bettina Hainke wurde das Projekt bereits im vergangenen Jahr beantragt. Die Vorsitzende des SkF, Sabine Stiegelschmitt wies darauf hin, dass das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales die Weiterentwicklung des Hilfesystems für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder als großes Anliegen betrachtet und es nun, nach einer anfänglichen Modellphase, weiter fördert.

Nach der Genehmigung im Frühjahr startete man in Bamberg Mitte des Jahres. „Second Stage“ bietet Frauen aus dem Frauenhaus, aus der Interventionsstelle und aus der Fachberatungsstelle „Notruf bei sexualisierter Gewalt“, beide ebenfalls vom SkF getragen, bis zu drei Plätze an. Maximal sechs Monate lang erhalten die Klientinnen Hilfe beim Übergang in ihren neuen Lebensabschnitt. Sobald eine Wohnung gefunden ist, können Frauen und ihre Kinder im Rahmen einer nachgehenden Beratung und Begleitung weiter unterstützt werden, bis sie am neuen Lebensort gut angekommen sind.

Damit der Neuanfang gelingen kann, suchen die Beraterinnen Vermieter, die bereit sind, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Gesucht werden zudem Menschen, die handwerkliche Unterstützung beim Umzug und Möbelaufbau leisten können sowie Menschen, die ein Transportfahrzeug zur Verfügung stellen. Natürlich sei man auch für jede finanzielle Spende dankbar.

Die Hilfen für gewaltbetroffene Frauen stehen in Deutschland auf unsicheren Füßen, rief die Vorsitzende des SkF, Stiegelschmitt, in Erinnerung. Ein erhofftes Gewalthilfegesetz, das laut Koalitionsvertrag noch in dieser Legislaturperiode erlassen werden sollte, werde mit höchster Wahrscheinlichkeit aufgrund der aktuellen bundespolitischen Lage nicht mehr zum Abschluss gebracht. Das bedeute, dass es z.B. weiterhin keinen Rechtsanspruch auf einen Frauenhausplatz geben werde. Das bedeute aber auch, dass eine hilfesuchende Frau in Deutschland mal mehr oder auch weniger Hilfe erwarten könne, je nachdem, wo sie lebe.

In Bamberg sei man in der glücklichen Situation, durch die Kommunen, die Stadt Bamberg und die Landkreise Bamberg und Forchheim, bisher immer zuverlässig und gut unterstützt worden zu sein. Die Kommunen ergänzen die bayerische Förderung, der SkF trägt einen vereinbarten Eigenanteil. In diesem Jahr wurde bereits zwischen dem SkF und den hiesigen Kommunen eine neue Kooperationsvereinbarung erarbeitet, die zum Jahresbeginn 2025 in Kraft treten soll. Sie soll die Hilfe für Frauen sicherstellen, solange es die Bayerische Richtlinie gibt. Allerdings müsse sie noch zur Unterzeichnung kommen.

Zurzeit leben sieben Frauen und sechs Kinder im Frauenhaus. Durch die Jahre habe man die Erfahrung gemacht, dass es gut wäre, wenn nach drei bis vier Monaten ein Wohnungswechsel stattfinden könnte, sagt Frauenhausleiterin Hainke. Denn dann sei vieles geregelt. Dennoch gelinge es den Frauen nur selten, selbst eine neue Bleibe zu finden. Grund sei auch eine Entwurzelung und der Mangel an familiärer Unterstützung. So liege das Hauptaugenmerk der Arbeit auf der Wohnungssuche.

Info:

Die Beratungsstelle „Second Stage - Mein Start up“ befindet sich in der Luitpoldstraße 28 in Bamberg. Tel. 0951/30 29 13 71, Mail:

Text und Fotos: C. Dillig

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