Notruf

„Frauen(er)Leben“-Ausstellung eröffnet

Klientinnen des Notrufs bei sexualisierter Gewalt und Frauenhaus-Bewohnerinnen zeigen ihre Bilder

„Einfach mal was Schönes“ – den Kinofilm gleichen Namens zu besuchen ließen sich am Weltfrauentag viele Frauen nicht nehmen. Das Frauenhaus und der Notruf bei sexualisierter Gewalt hatten zusammen mit den Gleichstellungsstellen von Stadt und Landkreis Bamberg ins Odeon-Kino eingeladen. Aber nicht nur der heitere Film war Anlass für die Einladung. Zugleich wollte man das neu bezogene Domizil des Notrufs schräg gegenüber vorstellen. Dort konnten sich die Kinobesucherinnen eine Ausstellung mit Werken von Frauen ansehen, die in ihrem Leben Gewalt in unterschiedlichster Form erlebt haben.

Am Weltfrauentag wolle man dem Leben und dem Erleben von Frauen eine besondere Bedeutung beimessen, sagte die Geschäftsführerin des SkF, Simone Stroppel, bei der Begrüßung im Kinosaal. Gewalt sei für die Frauen, die sich mit ihren Werken an der Ausstellung „Frauen(er)Leben“ beteiligt hatten, ein reale Erfahrung gewesen. Jedoch sei das Leben mehr als ein Trauma.

Dies wird auch in den großen und kleinen Werken deutlich, die nun in den Räumen des Notrufs hängen. Die meisten sind farbenfroh und hoffnungsvoll. Da wird mit bunten Farben gearbeitet, mit verschiedenen künstlerischen Techniken und Materialien experimentiert. Was im Einzelnen dargestellt ist, bleibt in den meisten Fällen ein Geheimnis. Jedoch zeigen Worteinsprengsel wie „Ich glaube an mich“, „Frau kämpft“, „Liebe“, was die Frauen bewegt.

Als „Therapie“ wollte man das Angebot, ein Bild für die Ausstellung zu malen, nicht sehen, sagten die Leiterin des Frauenhauses, Bettina Hainke und Ute Staufer vom Notruf. Man habe den Frauen die Gelegenheit gegeben, Abwechslung in ihren Alltag zu bringen und sich von den Gedanken, die sie beschäftigen, einmal abzulenken.

In der Kunstwerkstatt des SkF in der Kunigundenruhstraße stand ihnen das notwendige Material zur Verfügung. Die Frauen seien mit großem Eifer dabei gewesen, bestätigten Doris Müller, die ansonsten an der Bamberger Fachakademie für Sozialpädagogik Erzieher ausbildet und SkF-Mitarbeiterin Marion Haase, die auch künstlerisch tätig ist. Letztere hatte den Frauen aus den Gruppen des Notrufs drei Themen zur Bearbeitung angeboten: „Hier und jetzt“; „Loslassen“ und „Was nehme ich mit?“

Erstaunt und bewegt darüber, wie viele Menschen sich für ihre Werke interessierten, seien einige der Frauen gewesen, sagte Notruf-Mitarbeiterin Michelle Cron. Und Frauenhaus-Leiterin Hainke resümierte: „Nun, wo ihre Bilder gerahmt und in einer Ausstellung präsentiert werden, sehen sie, was sie geschaffen und geschafft haben. Das tut ihnen gut.“  Vielleicht hat ihnen das zweckfreie und von Alltagssorgen losgelöste Arbeiten mit Pinsel, Farbe, Schere, Papier und Büchern ja auch wieder „Mut zum Leben“ gegeben. Eine Anmerkung unter einem der Bilder legt eine solche Assoziation nahe. 

Die Ausstellung wurde finanziell durch Spenden unterstützt. So erhielten die Veranstalterinnen der Ausstellung den Erlös aus dem Weiberfasching der Oberen Pfarre/St. Urban, auch der IWC Bamberg unterstützte zum wiederholten Male mit einer Geldspende, sowie die Soroptimistinnen.  Insgesamt gab es ein Spendenkonto in Höhe von 1600,00 €. Geschäftsführerin Stroppel bedankte sich für das entgegenbrachte Wohlwollen, sowie bei Stadt und Landkreis Bamberg und Forchheim für die gute Zusammenarbeit und die regelmäßige finanzielle Unterstützung.  

Die Ausstellung kann von interessierten Personen und Gruppen nach vorheriger telefonischer Anmeldung unter 0951/30 94 33 41 besucht werden. Eventuelle Kaufinteressen können an die Künstlerinnen weitergeleitet werden.

C. Dillig

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